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COOLBUSTER | Outsider-Art

Austellung in der Galleria piccola
ab dem 05.03.2011

COOLBUSTER

5 Künstler der Outsider Art - atelier hpca, München
Rudolf Bodmeier, Peter Cäsar, Sabine Münch, Thomas Schlimm, Klaus Zelmer

Outsider Art, die Kunst von kulturellen Außenseitern, einst nur wenigen Spezialisten bekannt, genießt heute ein hohes Ansehen in der kunstinteressierten Öffentlichkeit. Denn ihr Werk bewahrt eine einzigartige Direktheit und Frische der Kreativität.

Mit dem atelier hpca in Oberschleißheim bei München befindet sich eines der wenigen international renommierten Zentren dieser Kunst in Bayern. Das 1995 in den Werkstätten des Heilpädagogischen Centrum Augustinum (HPCA) gegründete Atelier betreut zwanzig Künstlerinnen und Künstler mit intellektueller (sog. geistiger) und psychischer Behinderung und wurde durch seine europaweiten Ausstellungen und Projekte bekannt.

Die Ausstellung Coolbuster zeigt nun eine Auswahl von fünf Künstlern der Ateliergemeinschaft in der Galleria Piccola. Sie gewährt einen tiefen Einblick in ihre Bildwelten und zeigt zugleich eine überraschende künstlerische Meisterschaft. Zu sehen sind Druckgrafiken von Peter Cäsar und Sabine Münch, Malerei von Thomas Schlimm und Klaus Zelmer sowie Bildobjekte der Künstlers Rudolf Bodmeier. Ihre ausgeprägt individuellen Stile und stark individualisierten (oft ritualisierten) künstlerischen Techniken und Bildformen sind ein eindrucksvolles Zeugnis künstlerischer Erfindungsgabe. Da sich ihr Schaffen an keine aktuellen oder historischen Ausdrucksformen der Kunst orientiert, hat sich der Begriff der „außerkulturellen Kunst“ (oder kurz „Outsider Art“) als Ausdruck ihrer schöpferischen Autonomie eingebürgert. In diesem Sinne bietet die Ausstellung eine intensive Begegnung mit einer selten gezeigten Kunst.

 

Das Ausstellungsplakat zum herunterladen:

Bilder in der Ausstellung von SABINE MÜNCH

Bild in der Ausstellung von THOMAS SCHLIMM

Bilder der Ausstellung von PETER CÄSAR

Bilder der Ausstellung von RUDOLF BODMEIER

Die Künstler der Ausstellung

Rudolf Bodmeier wurde im Mai 1961 in München geboren. Seit seiner frühen Kindheit, im Alter von 4 Jahren, verbrachte er sein Leben in verschiedenen heilpädagogischen Einrichtungen und Heimen für Behinderte. Im Alter von 13 wurde er für ungefähr ein Jahr in die psychiatrische Klinik eingeliefert. Später arbeitete er in den Werkstätten für behinderte Menschen der Stiftung Attl bei Wasserburg in Bayern, wo er überwiegend in der Metallbearbeitungsproduktion tätig war.
Sein künstlerischen Oeuvre von weit über tausend Arbeiten schuf Bodmeier damals ausschließlich in seiner Freizeit. Im November 2008 schloss er sich dem atelier hpca an, wo er seitdem ganztags als Künstler arbeitet. Die auf Papier gezeichneten, dann auf Karton kaschierten und ausgeschnittenen Frauen-Idole des Künstlers bewegen sich emotional zwischen geheimer Anziehung und Abstoßung, Faszination und Rätsel. Sie werden zur Projektionsfläche für das eigene symbolische Leben wie zum Austragungsort innere Konflikte. Er nutzt sie, ähnlich wie der Schamane als eine Hülle, in der ihm fremde Existenzweisen und ihre Kräfte zur Verfügung stehen.

Peter Cäsar wurde 1949 in München geboren und lebt in Unterschleißheim. Er wurde 1992 ständiges Mitglied des atelier hpca, wo er mehrere Jahre in Teilzeit und seit 2005 hauptberuflich tätig ist.
Das Oeuvre von Cäsar zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Neben umfangreichen Zeichnungen, Wasserfarbenbildern und großformatigen Acrylgemälden, arbeitet er überwiegend mit Ölpastellen. Mit ihnen wird die Farbe in kleinen flächigen Einheiten nebeneinander und übereinander aufgetragen, so dass sie sich in der Fläche verdichten und ein Motiv hervortreten lassen. Diese, quasi pointillistische, Gestaltungsweise wendet Cäsar heute auf alle Techniken an. Seine Bilder bestehen aus Farb-Flächen-Einheiten, aus deren Grenzen sich die Formgrenzen der Motive ergeben. Diese stilistische Eigenheit hat Cäsar seit 2002 mit hohem ästhetischem Reiz auch in der Kaltnadel-Radierung weiterentwickelt und perfektioniert. Die rund zweihundert in dieser Technik ausgeführten Blätter tragen einen ganz eigentümlichen, sehr bewegten Charakter. Neben den wiederkehrenden landschaftlichen Motiven (Bäume, Blumen, Bergdörfer) widmet sich Cäsar immer wieder auch Darstellungen aus dem Bereich der Technik.

Sabine Münch wurde 1963 in München geboren. Sie begann seit 1994 sich kontinuierlich künstlerisch zu betätigen. Seit Herbst 2000 arbeitete sie im atelier hpca des Heilpädagogischen Centrum Augustinum in Teilzeit, seit 2008 ist sie hier hauptberuflich als Künstlerin tätig.
Die Schwerpunkte von Münchs künstlerischer Arbeit bilden die Zeichnungen und die Druckgrafik, in denen sie ein seit Jahren konstantes Themenrepertoire bearbeitet. Seit 2007 entstand in der Technik der Kaltnadelradierung eine umfangreiche Reihe von Tierdarstellungen, die mit großem grafischem Gespür die Wirkungen dieses Mediums voll zur Entfaltung bringen. Die Radierplatten werden nach entsprechender Vorzeichnung in geduldiger, fast meditativer Manier mit feinen Strichen bearbeitet, die sich so zu einer dichten, durchgängig strukturierten Fläche zusammenschließen. Mit der Grafik gelang Sabine Münch ihr künst-lerischer Durchbruch, der mittlerweile auch in Fachkreisen große Anerkennung findet.
Sabine Münch ist Preisträgerin des Lothar-Späth-Kunstpreises 2008 und des Förderpreises der Jenacon Foundation Weimar, 2008.

Thomas Schlimm wurde 1961 in München geboren. Nach der Schulzeit trat er 1982 in die HPCA-Werkstätten ein, wo er zunächst einen Arbeitsplatz in der manuellen Fertigung innehatte; erste Bilder entstanden in der Freizeit. Der von Down Syndrom betroffene Künstler wurde 1992 Mitglied des atelier hpca, wohin er 2000 schließlich in die hauptberufliche Tätigkeit wechselte.
Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn schuf Schlimm überwiegend großformatige Arbeiten. Mit Ölpastellstiften auf Papier entstanden die ersten Tierbilder. Sie zeigen bereits eine thematische Ausrichtung seiner Arbeit, die bis heute bestimmend geblieben ist. Erzählt werden Tierschicksale, die mit außerordentlicher Geduld, Empathie und einer oft abseitigen Ironie entwickelt werden. Einzelnen Figuren oder Elemente darin sind meist mehrfach übermalt. Diese Arbeitsweise erlaubt dem Künstler ein längeres Verweilen ’im’ Bild und überführt dessen Inhalt in eine anschaulich höchst verdichtete Form. Die oft monatelange Präsenz der immergleichen Bildfiguren auf dem Maltisch, die Ausdehnung auf große Formate und das Ausmalen mit geradezu mantrisch wiederholten, meditativ verlangsamten Strichlagen ist eine primäre Motivation des Schaffens bei Thomas Schlimm. Seit rund sieben Jahren arbeitet der Künstler an der Serie seiner sogenannten „Zirkusbilder“.

Klaus Zelmer wurde 1967 in Karlsfeld geboren. Nach Ende seiner Schulzeit war er als Hilfsarbeiter bei Automobilzulieferern angestellt. Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrischen Klinik trat er 2004 in die Werkstätten des Heilpädagogischen Centrum Augustinum ein. 2005 wechselte er von seinem ersten Arbeitsplatz in der Gärtnerei Hollern in das atelier hpca.
Als ein introvertierter Einzelgänger hatte Klaus Zelmer schon als Kind das Malen und Zeichnen als eine Möglichkeit entdeckt, sich auszudrücken und in seine Phantasiewelten einzutauchen. Im Atelier arbeitet er heute vorwiegend mit Acryl- und Ölpastellfarbe auf Papier oder Leinwand, benutzt aber auch andere Objekte und Materialien, wie Holz oder Karton als Malgründe. Seine Experimentierfreude und ein unkonventioneller Umgang mit den verschiedenen künstlerischen Techniken prägen seine Bilder und verleihen ihnen eine intensive malerische und grafische Dichte. Inhaltlich beschäftigt sich Zelmer mit Darstellungen des Universums und Themen aus der Luft- und Raumfahrt, oder der Entwicklungsgeschichte der Erde und des Menschen. Seine Erzählbilder kombinieren Gestalten und Gegenstände aus der Wirklichkeit mit solchen, die offensichtlich seine Phantasie bevölkern.